Ende der Republik

Der adlige Volkstribun Tiberius Gracchus erkannte 133, daß der Zustrom verarmter Kleinbauern nach Rom die Wehrkraft senken mußte, da sich jeder selbst mit Waffen und Verpflegung ausrüsten mußte und das römische Heer zum größten Teil aus Kleinbauern bestand. Weil Rom so an die Grenzen seiner militärischen Möglichkeiten stieß, leitete er eine Agrarreform ein, bei der den Senatoren ein Teil ihres okkupierten Staatslandes enteignet und mittellosen Römern zugeteilt werden sollte. Die Nobilität leistete allerdings Widerstand, so daß Tiberius und seine Anhänger schließlich ermordet wurden und die Agrarreform nicht durchgeführt wurde.

Zehn Jahre später bemühte sich Tiberius' Bruder Gaius Gracchus, die Anstrengungen seines Bruders fortzusetzen, indem er versuchte, den Gruppen, die unzufrieden waren, Zugeständnisse zu machen, er beschaffte dem Ritterstand zusätzliche Ämter und senkte per Gesetz den Getreidepreis in Rom. Zudem erkannte er den Latinern und anderen Bundesgenossen das römische Bürgerrecht an. Ihm gelang es aber nicht, den Widerstand des Senats zu durchbrechen, da dieser den mittellosen Bauern selbst Zugeständnisse machte, deshalb wurde Gaius nicht als Volkstribun wiedergewählt und schließlich mit seinen Anhängern getötet.

Durch diese gescheiterten Reformversuche wurde deutlich, daß sich die Nobilität gespalten hatte in die konservativen Optimaten, die auch als Senatspartei bezeichnet wurden, und die Volkspartei der Popularen, die die Forderungen des Volkes aufgriff und mit Hilfe der Volkstribunen und der Volksversammlung durchsetzen wollte.

Als 113 Kimbern und Teutonen an den nördlichen Grenzen des römischen Reiches erschienen und bis 105 mehrfach römische Heere schlugen, wurde der erfolgreiche Konsul Gaius Marius (Popularen) angesichts der Bedrohung fünfmal hintereinander 104-100 zum Konsul gewählt. Marius startete eine Heeresreform und ließ auch besitzlose römische Bürger zum Kriegsdienst zu, die sich die Kriegsbeute und eine Abfindung erhofften. So wurde aus dem Bürgerheer ein stehendes Heer von Berufssoldaten, die lange Zeit unter einem Feldherrn dienten. Mit diesem Heer konnte Marius 102 und 101 die Kimbern und Teutonen schlagen und errang hohes Ansehen. So stärkte er die Position der Popularen, die jetzt ihren Forderungen teilweise in Straßenkämpfen Nachdruck verliehen, der Senat überredete Marius aber zum Vorgehen gegen seine eigenen Anhänger.

Aber auch die römischen Bundesgenossen wollten mehr Rechte, die ihnen schon Gaius Gracchus zugesichert hatte und sie sich schließlich im Bundesgenossenkrieg von 89 erkämpften. So erhielten alle Bundesgenossen, die sich zu Rom bekannten, das volle Bürgerrecht. Während im Bundesgenossenkrieg so die römischen Kräfte gebunden waren, besetzte König Mithridates von Pontos (Schwarzmeerküste) die römische Provinz Asia und ließ alle römischen Bürger töten. Deshalb beauftragte der Senat den Optimaten Sulla mit dem Krieg gegen Mithridates, die Popularen ließen allerdings die Volksversammlung diesen Befehl an Marius übertragen. Sulla ignorierte diese Entscheidung und besetzte Rom mit seinem Heer, das sich durch die Umstellung auf ein Berufsheer an seinen Feldherrn gebunden fühlte. Marius floh und Sulla ließ einige seiner Anhänger hinrichten. Während nun aber Sulla gegen Mithridates in den Krieg zog, kehrte Marius wieder nach Rom zurück und tötete Sullas Anhänger. Als Sulla 83 siegreich nach Rom zurückkehrte, brach ein Bürgerkrieg aus, den Sulla 82 gewann, er wurde vom Senat zum Dikator ernannt, um die Republik durch neue Gesetze wiederherzustellen. Dieser nutze die ihm zugestandenen Rechte, um seine Gegner zu beseitigen und die Senatsherrschaft wiederherzustellen. Zudem leitete er viele Reformen im Rechtswesen und Ämtersystem ein.

Im Jahre 73 trat aber ein weiteres großes soziales Problem zutage, das der Sklaven. Mit Spartacus hatten die Sklaven in Italien einen starken Führer, so daß der Sklavenaufstand ein ernstes Problem für das römische Reich war, Spartacus besiegte mehrfach römische Legionen, und der Aufstand konnte erst 71 von Licinius Crassus und Gnaeus Pompeius niedergeschlagen werden. Diese gewannen 70 das Konsulat und ließen viele der Maßnahmen Sullas rückgängig machen. Zudem erhielt danach Pompeius große militärische Vollmachten in den Kriegen gegen die Seeräuber und wieder gegen Mithridates. Als Pompeius siegreich zurückkehrte und 62 sein Heer abgab, wollte der Senat die von ihm getroffenen Umstrukturierungen in den Provinzen wieder rückgangig machen, daraufhin schloß Pomeius mit Crassus und Gaius Julius Cäsar ein Geheimabkommen (Triumvirat). So bekräfigte Cäsar 59 in seinem Konsulat Pompeius' Maßnahmen und erhielt den Oberbefehl mehrerer Provinzen und vier Legionen, mit denen er schließlich Gallien eroberte und sich ein treu ergebenes Heer schuf. 54 zerbrach schließlich das Triumvirat, und ein Jahr später fiel Crassus in Asien, Pompeius wandte sich der Senatsmehrheit zu, und seine und Cäsars Anhänger lieferten sich schließlich 49-45 einen Bürgerkrieg, aus dem Cäsar als Sieger hervorging. Dieser errichtete nun eine Alleinherrschaft und leitete ein umfangreiches Reformprogramm. Als sich aber 44 Anzeichen ergaben, daß man Cäsar den Königstitel (rex) verleihen wollte, wurde er am 15. 3. 44 (Iden des März) von Brutus und anderen Senatoren ermordet.

In den nun folgenden Bürgerkriegen verbündeten sich zunächst Cäsar Oktavianus, Marcus Antonius und Lepidus zu einem zweiten Triumvirat und schlugen die republikanischen Heere der Cäsarmörder. Nachdem das Reich nun zwischen den Mitgliedern des Triumvirats aufgeteilt worden war, zerfiel auch dieses Triumvirat, und Oktavian wurde alleiniger Herrscher des römischen Reiches.

Stefan Röhrich stefan@roehri.ch
2006-12-28 23:26:54